WIE ICH SCHREIBE


Über Hemingway, Batman und das Surfen


Luke Skywalker hatte Darth Vader. Batman den Joker. Norman Bates seine Mutter. Meine Nemesis hat vier Ecken und ist blütenweiß. Ein pulsierender Strich erinnert mich daran, was ich mir für heute vorgenommen habe: ein paar starke Seiten abzuliefern. Oder, um es mit Hemingway zu sagen: An einer Schreibmaschine zu sitzen und zu bluten.

„Bluten“ muss ich zum Glück nie. Dennoch ist Schreiben eine Herausforderung und bedeutet: Dranbleiben, bis etwas entstanden ist. Vor allem aber ist es ein Handwerk. Und für mich persönlich meist eine Freude: Wenn ich mich mit allen Sinnen auf meine Geschichte einlasse, fügen sich die Worte wie von selbst, und ich komme in den „Flow“. Diese beglückende Erfahrung mache ich alleine – wie beim Surfen: Plötzlich spüre ich die Kraft der Welle unter meinem Brett, und schon trägt sie mich in die Geschichte.

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Gleichzeitig bin ich als Autor auch Teamplayer – und das kommt nicht von ungefähr: An der UCLA habe ich das Drehbuchschreiben in sieben Semestern online gelernt: bei praxiserfahrenen Dozenten und mit wöchentlichen Schreibaufgaben. Die wertvollste Erfahrung war dabei der Austausch über unsere Geschichten. Diesen kreativen Dialog habe ich danach jahrelang auch im Drehbuchteam der Serie „Dahoam is Dahoam“ gepflegt. Dort entstehen die Geschichten im Plotraum – einem anderen Wort für den hierzulande so mystifizierten „Writers´ Room“. Im „Racconti“-Programm habe ich im Auftrag der Letterbox Filmproduktion auf Englisch eine High-End-Krimiserie für den internationalen Markt entwickelt. Unser Fünferteam entsprach dem amerikanischen System aus einem „Head Writer“ und mehreren „Staff Writern“. Aufgrund all dieser Erfahrungen arbeite ich gerne im Team – ob mit Produktion, Redaktion oder im Autorenteam.

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“Wenn ich mich mit allen Sinnen auf meine Geschichte einlasse,
fügen sich die Worte wie von selbst.”